Pyrenäen

Montag, 13. Mai bis Sonntag, 19. Mai - geschrieben von Martin

Es ist Sonntagnachmittag und wir erklimmen Höhenmeter um Höhenmeter auf einer kurvigen Passstrasse. Sorgen bereitet uns nicht die aufziehende Schlechtwetterfront und auch nicht die schnell fallende Temperatur sondern vielmehr, dass wir nur noch zwei Windeln haben für Enrik und die letzte grössere Ortschaft schon lange hinter uns liegt. Auf 2000 m über Meer stehen wir plötzlich an einem besetzten Zollamt, doch kontrolliert wird nur bei der Einreise nach Frankreich. Dafür da aber scheinbar sehr genau. Während wir uns noch darüber wundern, taucht nach ein paar kurven die Ortschaft Pas de la Casa auf. Ein Meer aus Einkaufsläden, Hotels und Tankstellen - wir sind in Andorra angekommen, wo alle Waren zollfrei sind und somit Spirituosen, Tabak und auch Diesel sehr viel billiger sind als in Frankreich. Fränzi freut sich, da alle Geschäfte auch am Sonntag offen sind - wir machen uns zwischen hunderten von Schnappsflaschen und Stangenweise Zigaretten auf die Suche nach Pampers. Nach erfolgreichem Einkauf geht es noch bis auf 2400 m hoch bevor ein steiler Abstieg in ein schmales Tal beginnt. Am späten Nachmittag erreichen wir Andorra la Vella, die Hauptstadt des kleinen Landes. Eingepfercht zwischen zwei steilen Bergflanken liegt die Stadt auf gut 1000 m über Meer.

Nach einer regnerischen Nacht scheint am nächsten Morgen bereits wieder die Sonne. Während Talena und Enrik den Spielplatz testen, gehe ich zu Fuss in die Stadt. Es ist nicht viel los Mitte Mai, die Stadt oder eigentlich das ganze Land lebt vom Wintertourismus. Für eine gute Stunde schlendere ich zwischen den Hotels, Boutiquen und Restaurants durch den Ort, nie weit weg vom Riu Valira der sich durch die ganze Stadt schlängelt. Zurück zum Campingplatz nehme ich dann den Wanderweg oberhalb der Stadt.
Andorra la Vella

Andorra la Vella

Am Nachmittag machen wir uns auf zum Port de Cabús. Unser Plan ist auf einer Schotterpiste über Tor und Alins nach Llavorsí zu fahren. Es geht steil den Berg hoch und nach einem verspäteten Mittagessen erreichen wir bald den Coll de la Botella (2070 m ü. M.). Nur zwei Kurven weiter steht aber ein Schild welches vor der Weiterfahrt warnt, Schnee und Geröll kann auf der Strasse liegen. Wir versuchen unser Glück und fahren noch ein paar Kurven weiter. Beim ersten Schneefeld können wir uns gerade noch so durchzwängen, doch ein paar Hundert Meter weiter ist Schluss, über ein Meter Schnee liegt hier noch auf der Strasse. Wir wenden auf der schmalen Strasse und machen uns an den Abstieg.
Blick vom Coll de la Botella

Unser Weg in den Parc Nacional d’Aigüestortes i Estany de Sant Maurici hat sich gerade um über 100 km verlängert. Zurück nach Andorra la Vella und dann über La Seu d’Urgell und Sort fahren wir einen grossen Bogen um nach Llavorsí zu kommen. Kurz vor der Ortschaft findet Fränzi ein schönes Plätzchen direkt am Fluss und wir montieren zum ersten Mal unser Vorzelt, denn für die Nacht ist Regen angesagt. Und so ist es denn auch, es schüttet die ganze Nacht und am Morgen stehen wir in einer 5 bis 10 cm tiefen Pfütze. Bei gerade mal 5 °C brechen wir am Morgen unser Camp ab während die kleinem im Auto eine Folge Pepa Pic schauen.
Unterwegs nach Sort

Unterwegs nach Sort

Camping kurz vor Llavorsí. Am Abend ist noch alles trocken...

Ein paar Kilometer später biegen wir am Pantà de la Torrassa See Richtung Nationalpark ab - es regnet in Strömen und man sieht keine 50 m weit. Macht das Sinn fragen wir uns? Da der Wetterbericht auch für die nächsten Tage viel Regen vorhersagt ändern wir unsere Pläne und beschliessen dem Nationalpark auf dem Nachhauseweg Ende Juni nochmals eine Chance zu geben.

Auf dem Port de la Boneigua schaufeln Talena und Enrik bei Nebel und gerade mal 4 °C voller Freude im Schnee. Es regnet immer wieder und so fahren wir auf der Suche nach besserem Wetter bis Aìnsa. Am nächsten Morgen scheint die Sonne und während Fränzi und die kleinen Ausschlafen kann ich in Ruhe E-Mails beantworten und mal wieder Nachrichten lesen. Am Mittag schlendern wir durch die schöne Altstadt und Talena und Enrik kaufen sich ihr erstes Reiseandenken.
Schneeschaufeln auf dem _Port de la Boneigua_

Es wird wärmer...

Kurzer Stopp in Campo

Aìnsa

Aìnsa

Am Nachmittag werden wir von einem starken Gewitter mit Hagel überrascht. Dieses haben wir aber schnell hinter uns gelassen und wir fahren durch den schönen Parc Natural de Guarra. Bei schönstem Wetter unternehmen wir am späten Nachmittag noch eine kleine Wanderung bevor wir uns auf einem verlassenen Feldweg für die Nacht einrichten. Der Platz gefällt den Kleinen, denn es hat eine riesige Schlammpfütze und entsprechend sehen die zwei nach einer Stunde aus - bei Enrik sind die Gummistiefel gefüllt mit Schlamm.
Kleine Wanderung im Parc Natural de Guarra

Fahrt durch den Parc Natural de Guarra

Spielen im Schlamm

Nach dem Frühstück in einem Café und einem kurzen Rundgang durch Huesca am nächsten Morgen organisieren wir uns endlich eine spanische SIM-Karte. Kurz vor unserem nächsten Ziel campen wir auf einer kleinen Ebene oberhalt vom Dörfchen Loarre. Die Aussicht ist wunderbar und Talena und Enrik graben überall Löcher. In der Nacht regnet es und der steinharte Boden verwandelt sich in einen klebrigen Schlamm - optimal um am Morgen das Zelt abzubrechen. Mit jedem Schritt wird man 1 cm grösser…
Spaziergang durch Huesca

Camping bei Loarre

Blick auf Loarre

Ohne Frühstück brechen wir zum Castillo de Loarre auf. Die Abkürzung durch den Ort erweist sich als Falle, die Gassen sind extrem schmal und die 5.3 m vom Hilux bekommen wir kaum um die Häuserecken. Zum Glück ist sonst niemand unterwegs und so kommen wir eine halbe Stunde später beim Schloss an. Enrik ist ganz begeistert und macht sich mit seinem Holzschwert auf zur Eroberung. Wir schlendern durch die alten Mauern und steigen über steile Treppen bis auf den Turm. Die Aussicht ist grandios, auch wenn das Wetter nicht ganz mitmacht.
Castillo de Loarre

Enrik der Ritter

Nach dem Frühstück/Mittagessen brechen wir auf und machen Kilometer, über Ayerbe und Ejea de los Caballeros geht es bis nach Tudela.
Klatschmohn am Feldrand

Einen Campingplatz gibt es weit und breit nicht und der Wohmobilstellplatz in Arguedas ist nichts weiter als ein Parkplatz - also noch eine Nacht wild campen. Bevor wir die Ortschaft verlassen gönnen wir uns noch einen Drink und ein paar Tapas. Dabei entdeckt Enrik ein neues Lieblingsessen: Gulas. Mit vollem Magen suchen wir dann eine verlassene Piste. Schnell finden wir ein passendes Fleckchen für die Nacht. Die unzähligen Mücken plagen uns nur sehr kurz, denn ein häftiges Gewitter mit Starkregen und Hagel zieht auf. Die Halbwüste verwandelt sich innert Minuten ein riesiges Schlammfeld und plötzlich stehen wir direkt an einem Bach.
Vom Camp-Spot zurück auf die Strasse

Nach einer stürmischen Nacht werden wir am Morgen von der Sonne geweckt. Die Temperatur steigt schnell an und wir kämpfen uns durch den ganzen Schlamm zurück auf die Strasse. Beim Besucherzentrum zum Parque Natural de las Bardenas Reales fällt unser schlammverschmierter Toyota zwischen all den Wohnmobilen leicht auf - aus allen Öffnungen tropft Schlamm und braune Rinnsale fliessen von unserem Parkfeld. Nach einem improvisierten Frühstück geht es auf die Schotterpiste um den Naturpark. Die Landschaft ist eindrücklich und die Sonne strahlt vom Himmel. Unseren Abstecher zum Embalse de Malvecino müssen wir abbrechen - Fahrverbot - aber das Offroadfahren macht Spass und der Hilux kann im Schlamm zeigen wofür er gebaut wurde. Müde verlassen wir am Nachmittag den Park und brechen zum nächsten Campingplatz auf - wir müssen dringend mal wieder duschen.
Bardenas Reales

Bardenas Reales

Bardenas Reales

Bardenas Reales

Bardenas Reales

Bardenas Reales

Bardenas Reales

Bardenas Reales

Bardenas Reales

Bardenas Reales

Bevor wir nach Pamplona/Iruña aufbrechen besichtigen wir am nächsten Morgen noch das hübsche Örtchen Olite. Als wir durchs Tor in die Altstadt spazieren wollen fallen uns die vielen Leute, Polizei und ein Priester auf. Gespannt was da wohl los ist warten wir mit allen Anderen. Nach wenigen Minuten wird die Strasse gesperrt und ein paar Dutzend Personen in schwarzen Kutten marschieren gefolgt vom Prieser Richtung Iglesia de Santa Maria. Die Hexenverbrennung lassen wir aus und besichtigen stattdessen die engen Gassen um den Palacio Real de Olite.
Olite

Olite

Olite

Auf der Schnellstrasse fahren wir nach Pamplona/Iruña und machen da einen ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt. Ein kurzer Regenschauer treibt und dann am späten Nachmittag zurück zum Auto. Nur eine Stunde brauchen wir noch auf der Autobahn um an den Atlantik nach Donostia/San Sebastián zu kommen.
Plaza del Castillo in Pamplona/Iruña