Pyrenäen - zweiter Anlauf

Sonntag, 16. bis Montag, 24. Juni - geschrieben von Martin

Die kurvige Passstrasse vom Alto de Pradilla ist gesäumt von Reben links und rechts der Strasse - genau so hatten wir uns La Rioja vorgestellt. Bei bestem Wetter schlängeln wir uns durch kleine Dörfer und vorbei an riesigen Weingütern. Bei Santo de la Calzada fahren wir wieder auf die Autobahn und machen etwas Strecke, denn unser nächstes Ziel ist der Parque Nacional de Ordesa y Monte Perdido in den Pyrenäen. Gelangweilt vom Autobahnfahren beschliessen wir nach Carcastillo eine Abkürzung zu nehmen und nicht bis nach Sangüesa/Zangoza hochzufahren. Über Feldwege fahren wir zwischen riesigen Weizenfeldern durch eine menschenleere Gegend. Nach einer guten Stunde erreichen wir die kleine Ortschaft Sofuentes - uralte Steinhäuser, verfallene Ställe, verrostete Landmaschinen und ein paar Hunde, mehr hat es hier nicht. Die schmale Bergstrasse nach Sos del Rey Católico haben wir ganz für uns allein.
Weg von der Schnellstrasse...

Weizenfelder irgendwo zwischen Carcastillo und Sofuentes

Tolle Aussicht auf dem Weg nach Sos del Rey Católico

Fränzi hat auf iOverlander einen Übernachtungsplatz am Stausee Embalse de Yesa entdeckt. Die Zufahrt ist gemäss Karte mit einem grösseren Umweg verbunden, aber Fränzi hat eine Abkürzung entdeckt. Von der Schotterpiste bleiben nach ein paar Hundert Metern aber nur zwei Fahrspuren im hohen Gras übrig, optimistisch fahren wir weiter bis wir vor einem 50 cm hohen Bewässerungskanal stehen - keine Chance da rüber zu kommen. Zurück auf der Strasse hat Fränzi bereits eine Alternative gefunden. Etwas skeptisch biege ich in den nächsten Feldweg ein und bin überrascht, dass wir tatsächlich zur Uferstrasse durchkommen. Am angepeilten Übernachtungsplatz steht leider schon ein Auto und so folgen wir dem Seeufer noch ein paar Kilometer bis wir selber ein passendes Plätzchen finden. Während Fränzi kocht spaziere ich der Uferstrasse entlang. Beim Blick zurück fällt mir auf, dass auf der Rückseite jeder der vielen 60er-Tafeln ein “Fussgänger und Fahrräder verboten”-Schild hängt… bei der Brücke angekommen hat es dann eine grosse Tafel die den Zutritt untersagt - Privatareal einer Firma. Ein solches Schild gab es auf Fränzis Abkürzung leider nicht. Nach dem Abendessen brechen wir deshalb nochmals auf. Ein paar Kilometer den Río Aragón hoch finden wir aber bald einen sehr schönen Platz, direkt am Wasser. Obwohl es schon längst Schlafenszeit ist, wollen die Kleinen erst noch eine Runde ins Wasser.
Fränzis Abkürzung...

Schöner Campingspot am Río Aragón

Baden im Río Aragón

Am nächsten Tag ist es schon fast Mittag, bis Talena und Enrik fertig sind mit Baden und wir wieder aufbrechen können. Immer schön dem Río Aragón folgend fahren wir bis Jaca. Über Sabiñánigo fahren wir weiter nach Biescas wo wir auf eine kleine Bergstrasse abbiegen. Nach unzähligen Kurven - Fränzi und Talena starren schon ganz still durchs Fenster - kommen wir in Torla-Ordesa an. Nochmals ein paar kurven weiter sind wir im Valle de Bujaruelo bei unserem Zeltplatz angekommen. Die steilen Felswände des schmalen Tals bieten eine beeindruckende Aussicht vom Zeltplatz, stellen uns am nächsten Morgen beim Wandern aber auch entsprechend auf die Probe. Der Weg steigt steil an und wir gewinnen schnell an Höhe - über 400 m Höhendifferenz und gut 5 km laufen unsere zwei Kleinen. Zurück beim Zeltplatz gibt es dann zur Belohnung ein Glace.
Talena beim Aufstieg

Talena und Enrik beim Wandern

Valle de Bujaruelo

Valle de Bujaruelo

Nach zwei Nächten fahren wir weiter nach Osten, der Parque Nacional d’Aiguestortes i Estany de Sant Maurici ist unser nächstes Ziel. Bei Margudgued möchten wir am Río Ara Mittagspause machen, doch statt etwas zu Essen muss ich das Ersatzrad montieren - etwas Spitzes hat sich ins rechte Hinterrad gebohrt…
Reifenpanne bei Margudgued

Im Nationalpark gibt es keinen Campingplatz und so quartieren wir uns etwas ausserhalb ein - mit Swimmingpool, Spielplatz und viel Platz vergeht die Zeit im Flug. Nach einem Pausentag machen wir uns an eine kleine Wanderung hoch zum Estany de Sant Maurici. Talena und Enrik laufen gut und so sitzen wir bald am See und geniessen die Sonne im Windschatten. Während die Kleinen spielen, laufe ich noch die Runde um den See. Vier grössere Bäche gibt es zu überqueren, leider hat es nur beim ersten eine Brücke. Danach heisst es Schuhe ausziehen oder über Baumstämme balancieren.
Camping bei Espot

Estany de Sant Maurici

Riu Escrita

Von Llavorsí aus fahren wir eine ganz schmale Strasse hoch ins kleine Dorf Farrera. Hier geht eine Schotterpiste los, die uns nach Andorra bringen soll. Und so holpern wir Kurve um Kurve hoch zum Coll de So. Die Aussicht ist atemberaubend und eigentlich wäre es langsam Zeit um einen Platz für die Nacht zu finden. Nur auf knapp 2000 m wird es in der Nacht noch sehr kalt und so fahren wir noch bis ins nächste Tal weiter. Hier schlagen wir unser Quartier auf und Fränzi kocht uns noch ein Abendessen. Es wird schnell kalt und so kuscheln wir uns in unsere Schlafsäcke.
Blick vom Coll de So zurück nach Farrera

Nach einem kurzen Frühstück (es ist immer noch sau kalt) geht es weiter, noch zwei Pässe - Coll de Conflent (2180 m) und Coll de l’Aubaga (1930 m) - trennen uns von Andorra. Vorbei an einer kleinen Alpsiedlung (Bordes de Conflent) geht es wieder steil nach oben. Die Piste ist besser als erwartet und so kommen wir gut voran. Nach gut 10 km erreichen wir bei Os de Civís wieder eine geteerte Strasse. Die Ortschaft gehört noch zu Spanien, ist aber auf der Strasse nur von Andorra aus erreichbar. Nach einem Kaffee an der Sonne fahren wir nach Andorra la Vella zum Einkaufen. Am Nachmittag verlassen wir das kleine Land bereits wieder über den Pas de la Casa und Fahren noch ein Stück Richtung Toulouse.
Bordes de Conflent

Am Coll de l'Aubaga

Nun bleiben uns noch ein paar Tage um zurück ins Rheintal zu fahren…